Laboruntersuchungen Bluthochdruck
Verschieden Labortests aus dem Blut und Urin dienen dazu, vor allem die sekundären Hypertonieformen zu diagnostizieren oder auszuschließen. Man sucht dazu nach den konkreten Auslösern.
Welche Tests gibt es?
Urin
- Urinstatus: Beim Bluthochdruck ist es vor allem wichtig, mögliche Nierenschäden zu erkennen. Eine kranke Niere scheidet mehr Eiweiß aus, als ein gesundes Organ, ebenso sind eine nachweisbare Anzahl roter Blutkörperchen im Urin verdächtig (= Erythrozyturie). Eiweiß und andere Bestandteile des Urins können schnell mit einfachen Streifentests untersucht werden. Im medizinischen Fachjargon ausgedrückt: Das Augenmerk liegt darauf, eine Mikroalbuminurie, also eine Albuminausscheidung im Urin, die zwischen 20 bis 200 mg/l bzw. 30-300 mg/24h liegt, aufzudecken. Albumin ist der Haupteiweißbestandteil des Blutplasmas. Dieser Befund und/oder das Auffinden von roten Blutkörperchen (Erythrozyturie) können auf eine Schädigung der Nieren hindeuten (= Nephropathie).
- Glukose (= Zucker) im Urin: Durch einen einfachen Streifentest kann auf eine vermehrte Ausscheidung von Glukose im Urin (= Glukosurie) getestet werden. Dieser Test ist zwar zur Bluthochdruckdiagnostik nicht notwendig, aber er dient der Erfassung weiterer Risikofaktoren, wie der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). Die Hypertonie ist nämlich eine häufige Begleiterscheinung des Diabetes mellitus. Dies kommt daher, dass bei Diabetes häufig die Nieren geschädigt werden, sodass zu viel Wasser im Körper gespeichert wird. Die Blutvolumenerhöhung begünstigt die Hypertonie.
- Kreatinin-Clearance aus dem 24-Stunden-Sammelurin: Dabei handelt es sich um eine weiterführende Untersuchung, die vor allem bei einer Niereninsuffizienz (= Niere arbeitet nicht richtig) sinnvoll ist. Kreatinin ist ein Abbauprodukt des Muskelstoffwechsels, das in die Blutbahn abgegeben und dann fast vollständig über die Nieren ausgeschieden wird. Es eignet sich daher gut, um die Nierenfunktion zu überprüfen. Mit Kreatinin-Clearance bezeichnet die Menge Kreatinin, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums von den Nieren filtriert (glomeruläre Filtration) und ausgeschieden wird. Dazu werden die Konzentrationen von Kreatinin im Blutserum und im Sammelurin (24 Stunden) bestimmt und die Ausscheidung pro Minute berechnet.
- Katecholamine aus dem 24-Stunden-Sammelurin: Hierbei sucht man gezielt nach erhöhten Werten der Hormone Adrenalin und Noradrenalin oder ihren Abbauprodukten. Indikationen um die Katecholamine zu bestimmen, können episodenhafte Blutdrucksteigerungen, eine therapieresistente Blutdruckerhöhung oder paradoxe Blutdrucksteigerungen unter Therapie mit blutdrucksenkenden Medikamenten sein. Erhöhte Werte kommen u.a. bei einem Adrenalin-produzierenden Tumor der Nebenniere vor - dem Phäochromozytom.
Die Bestimmung von Eiweiß, roten Blutkörperchen und Urinzucker gehören zu den Standardlabortests bei der Hypertoniediagnostik. Die Kreatinin-Clearance und der Test auf Katecholamine stellen weiterführende Untersuchungen dar und werden nicht bei jedem Patienten, sondern nur bei Verdacht auf bestimmte sekundäre Hypertonieformen durchgeführt.
Blut
Mithilfe von Blutuntersuchungen kann man etwas über die Funktion der Nieren erfahren. Außerdem ist es möglich - bei einem entsprechenden Verdacht -Abweichungen bei den blutdruckrelevanten Hormonen (Schilddrüsenhormone, Cortison, Aldosteron) festzustellen. Auch Risikofaktoren für eine vorzeitige Arteriosklerose (Arterienverkalkung) werden aufgedeckt.
Zu den Standardbluttests bei der Hypertoniediagnostik gehören ein Blutbild und eine Blutanalyse. Durch das Blutbild kann man feststellen, ob zu viele oder zu wenige weiße oder rote Blutkörperchen vorhanden sind. Bei der Analyse der Blutzusammensetzung werden folgende Blutbestandteile bestimmt: Natrium, Kalium, Kalzium, Eiweiß, Glukose, Kreatinin und Harnsäure sowie die Blutfette (Gesamtcholesterin, "schlechtes LDL- und "gutes" HDL-Cholesterin, Triglyceride).
- Kreatinin: Der Kreatininwert aus dem Blut wird routinemäßig ermittelt. Er ist bei verschiedenen Nierenerkrankungen erhöht.
- Serumelektrolyte ("Blutsalze"): Zu ihnen gehören u. a. Natrium, Kalium und Calcium. Die Nieren scheiden diese Elektrolyte aus und regulieren ihre Blutspiegel. Verdächtig ist vor allem ein hoher Blutdruck in Kombination mit erniedrigten Kaliumwerten (= Hypokaliämie). Zu einer Hypokaliämie in Verbindung mit erhöhtem Blutdruck kann das Conn-Syndrom führen. Dabei handelt es sich um eine Funktionsstörung der Nebenniere. Das Hormon Aldosteron (Hyperaldosteronismus) wird vermehrt gebildet. Dieses Hormon fördert die Ausscheidung von Kalium über die Nieren, was zu einer Erniedrigung der Kaliumwerte im Blut führt. Gleichzeitig wirkt Aldosteron blutdrucksteigend. Das Conn-Syndrom wird meist durch gutartige Tumore an der Nebennierenrinde verursacht. Hypokaliämie in Verbindung mit zu hohen Aldosteron- und Reninwerten tritt bsp. bei einer Nierenarterienstenose (Verengung der Nierenarterie, meist aufgrund arteriosklerotischer Prozesse) auf. Auch übermäßiger Genuss von Lakritze kann zu einer aldosteronartigen Wirkung führen. Die Kaliumwerte können zudem bei der Einnahme von entwässernden Medikamenten oder Abführmitteln erniedrigt sein. Zu niedrige Kaliumwerte, die sich nicht durch die Einnahme von entwässernden Medikamenten (= Diuretika) erklären lassen, bedürfen also einer genaueren Nachforschung.
- Blutwerte, die Risikofaktoren für eine frühzeitige Arteriosklerose darstellen: In diese Kategorie gehören folgende Parameter: Cholesterin (Gesamtcholesterin, HDL- und LDL-Cholesterin), Triglyceride, Harnsäure und Glukose.
- Hormonwerte: Die Bestimmung verschiedener blutdruckrelevanter Hormonwerte wird bei Verdacht auf bestimmte Hormonentgleisungen durchgeführt. Nicht bei jedem Patienten ist die Ermittlung der Werte notwendig. Bestimmt werden können die für die Schilddrüsenfunktion relevanten Hormone TSH, fT3, fT4 (siehe auch das Kapitel "Schilddrüsenwerte" im Gesundheitsportal "Laborwerte") sowie Renin, Cortisol und Aldosteron.
- Dexamethason-Test (nur bei Verdacht auf Cushing-Syndrom): Beim Cushing-Syndrom (Anzeichen: Vollmondgesicht, Stammfettsucht, "Stiernacken") stellt der Organismus unabhängig von sonstigen hormonellen Regulationsmechanismen zu viel Cortisol her. Diese unregulierte Überproduktion (Hypercortisolismus) ist meist auf gutartige Tumoren der Nebennierenrinde zurückzuführen. Zum eindeutigen Nachweis dieser unkontrollierten Cortisolbildung wird der sogenannte Dexamethason-Test durchgeführt. Er beruht auf dem Prinzip, dass sich die körpereigene Cortisolproduktion durch von außen zugeführte synthetische Glukokortikoide - hier das Dexamethason - normalerweise unterdrücken lässt. Ist dies nicht der Fall, so ist die Cortisol-Ausschüttung von den körpereigenen Regelmechanismen entkoppelt. Für den Test wird zunächst das Cortisol im Blut bestimmt (8 Uhr morgens des 1. Testtages). Dann erhält der Patient Dexamethason-Tabletten (23 Uhr des ersten Testtages) und nach einer gewissen Zeit (8 Uhr morgens des 2. Testtages) wird der Cortisol-Spiegel im Blutserum erneut bestimmt. Fallen die Werte nach der Gabe des Dexamethasons nicht ab, lässt dies auf eine isolierte Produktion des Kortisols schließen. Sie ist typisch für das Cushing-Syndrom.
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.11.2009