Die körperliche Untersuchung
Blutdruckmessung
Die wichtigste Untersuchung bei Verdacht auf eine arterielle Hypertonie oder zur Kontrolle des Bluthochdrucks ist natürlich die Blutdruckmessung. Sie ist ein unentbehrlicher Bestandteil jeder internistischen Untersuchung. Sowohl der Blutdruck bei Menschen mit normalem Blutdruck, als auch bei Hypertonikern (= Bluthochdruckkranken) ist abhängig von körperlichen und emotionalen Belastungen. Ein bekanntes Phänomen ist der sogenannte "Weißkittel-Hypertonus", ein hoher oder höherer Blutdruck als normal, der in der Arztpraxis auftritt.
Um diese Stresssituation zu entschärfen und die Diagnose einer arteriellen Hypertonie zu objektivieren, sollte der Blutdruck dreimal an drei verschiedenen Tagen nach fünfminütiger Ruhe in einem stillen Raum erfolgen. Bei bettlägrigen Patienten misst man im Liegen. Der Abstand zwischen aufeinanderfolgenden Messungen sollte mindestens eine Minute betragen. Auch die Tageszeit sollte nach Möglichkeit dieselbe sein.
Bei Patienten, die bereits gegen Bluthochdruck behandelt werden, Diabetikern und älteren Patienten misst man zusätzlich im Stehen, um eine sogenannte orthostatische Hypotonie zu erfassen. Dabei handelt es sich um einen Blutdruckabfall, der durch Versacken des Blutes in die abhängigen Körperabschnitte beim Stehen oder beim Aufstehen vom Sitzen oder Liegen zu beobachten ist.
Bei der ersten Blutdruckmessung wird immer an beiden Armen getrennt gemessen (bsp. links rechts links). Bei einem Unterschied, der mehr als 20 mmHg ausmacht, muss eventuell nach einer Gefäßverengung (Aortenisthmusstenose oder Stenose der Arteria subclavia = Unterschlüsselbeinarterie) gesucht werden. Dazu kann eine Gefäßdarstellung mit Kontrastmittel nötig sein. Um die Aortenistmusstenose auszuschließen, müssen auch die Femoralispulse (Puls in der Leistengegend) oder der Blutdruck am Oberschenkel gemessen werden.
Weitere körperliche Untersuchungen
Hierbei liegt das Augenmerk auf den sekundären Ursachen der Hypertonie und ihren möglichen Folgeschäden.
Neben der Blutdruckmessung ist hier Folgendes wichtig:
- Der behandelnde Mediziner sucht nach Zeichen einer sekundären Hypertonieform, zum Beispiel dem Cushing-Syndrom. Typisch für diese Erkrankung sind "Stiernacken", Vollmondgesicht, Stammfettsucht und Striae rubrae (= streifige, dunkelrote Hautveränderungen im Bauch-, Becken- und Gesäßbereich).
- Außerdem wird ein kompletter Pulsstatus erhoben. Die Pulse werden an allen vier Extremitäten (beiden Armen und Beinen) getastet. Bei nicht tastbaren Pulsen sollte wiederum eine Gefäßdarstellung erfolgen, damit Gefäßverschlüsse und -verengungen ausgeschlossen werden können, den wenn der Puls an verschiedenen Messstellen unterschiedlich schlägt, deutet dies darauf hin, das die Arterie oberhalb der Messstelle blockiert oder verengt ist.
- Es folgt ein Abhören und Abtasten des Bauches. Der Arzt achtet dabei bsp. auf Strömungsgeräusche im Bereich der Nierenarterie, um evtl. eine Engstelle in diesen Arterien (Nierenarterienstenose) zu erkennen. Beim Abtasten des Bauches kann er evtl. auch eine vergrößerte Niere oder ein Aortenaneurysma erfühlen.
- Außerdem werden das Herz und bestimmte Arterien (bsp. Karotiden) abgehört. Auffälligkeiten im Bereich des Herzens sind schneller Herzschlag, ein unnormaler Herzrhythmus oder andere ungewöhnliche Nebengeräusche. Beim Abhören der Arterien mit Hilfe eines Stethoskops kann auch das sogenannte Nonnensausen festgestellt werden. Dabei handelt es sich um ein Geräusch, das dann entsteht, wenn Blut mit erhöhter Geschwindigkeit durch die verengten Arterien gepresst wird. Besonders betroffen sind die Karotiden, die Aorta im Bereich des Bauches und die beiden Arterien in der Leistengegend, in den Kniekehlen und an der Innenseite der Oberschenkel.
- Untersuchung der Augen: Bei der Untersuchung der Augen sollen evtl. Schäden an der Netzhaut festgestellt werden. Geplatzte oder verdrehte Blutgefäße im Augenbereich können darauf hindeuten, dass auch in anderen Körperbereichen Gefäße beschädigt sind (siehe auch Funduskopie im Kapitel "Apparative Untersuchungen").
- Außerdem wird die Lunge abgehört und der Patient neurologisch untersucht (Reflexe, Sensibilität usw.).
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.11.2009