Apparative Untersuchungen
Im Rahmen der Hypertoniediagnostik gibt es eine Reihe von apparativen Untersuchungen. Jedoch ist es nicht nötig, bei jedem Patienten alle besprochenen Untersuchungen durchzuführen!
Zum Standarduntersuchungsprogramm (Basisuntersuchungen) im Rahmen der Hypertoniediagnostik gehört jedoch das Elektrokardiogramm (EKG). Bei dieser schmerzfreien Untersuchung misst man die Aktionspotenziale des Herzens. Dazu werden auf Brust, Armen und Beinen Elektroden befestigt, welche die elektrischen Impulse des Herzens an einen Elektrokardiographen übertragen. Er zeichnet die Impulse in Form von Wellen auf Papier oder Magnetbandspeicher. Mit dem Test kann der behandelnde Mediziner folgende Unregelmäßigkeiten feststellen:
- Anzeichen eines Herzinfarktes,
- einen unregelmäßigen Herzschlag oder Herzrhythmus,
- eine unzureichende Blut- oder Sauerstoffversorgung des Herzens,
- Anzeichen eines erweiterten Herzmuskels (Linksherzhypertrophie, mögliche Folge des zu hohen Blutdrucks). Liegen die Zeichen einer Linksherzvergrößerung vor, so kann es sinnvoll sein, den Brustraum zu röntgen (Röntgen Thorax). Dabei wird auch das Vorliegen Lungenstauung aufgedeckt bzw. bestätigt. Eine weitere Diagnoseoption ist dann die Sonografie des Herzens (siehe unten).
Gründe, die den Arzt dazu veranlassen - neben dem EKG - weitere Untersuchungen anzuordnen, sind beispielsweise:
- Bei der körperlichen Untersuchung oder der Auswertung der Labortests wird etwas gefunden oder festgestellt, dass eine spezielle Untersuchung erforderlich macht.
- Es besteht die Vermutung, dass eine sekundäre Ursache für den Bluthochdruck verantwortlich ist. Dieser Verdacht soll entkräftet oder bestätigt werden.
- Bei bereits bestehender Blutdrucktherapie schlagen die Medikamente nicht an.
Weitere apparative Untersuchungen:
- Langzeitblutdruckmessung: Das Gerät zur Langzeitmessung ist etwa so groß wie ein Handy und kann unter der Kleidung getragen werden. Die Blutdruckmanschette bleibt 24 Stunden am Arm und wird automatisch - meist mehrmals in der Stunde - zur Messung aufgeblasen. Beim Ablassen der Luft wird der Blutdruck gemessen. Ein integrierter Chip zeichnet die Messwerte auf, die in der Arztpraxis ausgelesen werden. Während der Messung sollte man seinen Alltagstätigkeiten nachgehen und seinen Tagesablauf protokollieren, damit später eruiert werden kann, bei welchen Tätigkeiten der Blutdruck steigt oder stinkt. Die Untersuchung dient dazu, um herauszufinden, ob der Blutdruck wirklich ständig erhöht ist oder ob Schwankungen auftreten und wenn ja bei welchen Tätigkeiten.
- Ergometrie (Belastungs-EKG): Diese Untersuchung funktioniert wie das Ruhe-EKG, nur wird hier die Herzarbeit unter körperlicher Belastung aufgezeichnet. Der Patient fährt während der Untersuchung Fahrrad oder läuft auf einem Laufband. Mithilfe der Untersuchung können folgende Erkrankungen erkannt und beurteilt werden: Erkrankungen der Herzkranzgefäße (Koronare Herzkrankheit, KHK), Bluthochdruck unter körperlicher Belastung (Belastungshypertonie), Herzrhythmusstörungen bei körperlicher Belastung und die Belastbarkeit nach einem Herzinfarkt oder Herzoperationen.
- Ultraschalluntersuchung (Sonographie): Mithilfe dieser schmerzlosen und ungefährlichen Untersuchungsmethode ohne Strahlenbelastung können die Form und Beschaffenheit von inneren Organen untersucht werden. Im Fokus des Interesses liegen bei der Hypertoniediagnostik vor allem die Nieren, die Nebennieren und die Aorta. Ein Aortenaneurysma (Aussackung der Bauchschlagader), Nierenkrankheiten oder Tumoren an den Nebennieren können so aufgedeckt werden. Ultraschall wird auch eingesetzt, um die Schilddrüse zu untersuchen, deren übermäßige Hormonproduktion zu einer Erhöhung des Blutdrucks führen kann.
- Echokardiographie (Ultraschall des Herzens): Sie stellt eine Sonderform der Ultraschalluntersuchung dar. Die Beschaffenheit des Herzens und der Blutfluss können mithilfe der Untersuchungsmethode dargestellt werden. Mithilfe der Echokardiographie ist es möglich, Aussagen über die Herzgröße, die Pumptätigkeit und eventuelle Schädigungen des Herzmuskels zu treffen. Die Untersuchung wird meist bei einem Spezialisten durchgeführt, der bei dieser Gelegenheit meist noch den Blutfluss in den großen Gefäßen misst (sog. Doppler-Untersuchung).
- Angiographie der Nierengefäße: Bei dieser Untersuchungsform wird ein auf Röntgenbildern sichtbarer Farbstoff durch einen dünnen Katheter in die Nierenarterie injiziert. Dazu punktiert der behandelnde Mediziner die Arteria femoralis (= Oberschenkelarterie) und schiebt den Katheter über die Aorta bis in die Nierenarterie vor. Dann werden Röntgenaufnahmen von den Nieren angefertigt. Es kann so ermittelt werden, wie gut das Organ arbeitet und ob seine Arterien durch Beläge oder Ablagerungen blockiert sind. Eine Nierenarterienstenose kann so genauer untersucht werden.
- Magnetresonanztomographie (MRT) ("Röhre"): Bei dieser Untersuchung werden Magnetfelder und elektromagnetische Felder eingesetzt, um Organe abzubilden. In der Hypertoniediagnostik kann es erforderlich sein, ein MRT vom Schädel anzufertigen. Man will so neurovaskuläre (= die Nerven und Gefäße betreffende) Ursachen der Hypertonie - genauer eine neurovaskuläre Kompression der ventrolateralen Medulla - ausschließen. Bei der ventrolateralen Medulla handelt es sich um ein bestimmtes Areal im Bereich des Hirnstammes. Durch einen nicht normalen Verlauf einer Arterie (Gefäßschlinge) kann es in diesem Bereich zu einem Arterien-Nervenkontakt kommen, der als neurovaskuläre Kompression bezeichnet wird. Diese Kompression wird in manchen Fällen für einen arteriellen Bluthochdruck verantwortlich gemacht. Eine diskutierte Maßnahme, um den so verursachten Bluthochdruck zu beseitigen, ist, den Kontakt von Arterie und Gefäß operativ zu unterbrechen (= neurovaskuläre Dekompression).
- Szintigraphie: Bei dieser Methode arbeitet man mit radioaktiv markierten Stoffen (Radionukliden), um Organe und deren Funktionsweise und Durchblutungsverhältnisse sichtbar zu machen. Welche Markierungsstoffe verwendet werden, hängt vom zu untersuchenden Gewebe ab. In der Hypertoniediagnostik können dies Jodverbindungen sein, da sich diese besonders gut in der Schilddrüse anreichern.
- Funduskopie: Bei der Funduskopie wird der Augenhintergrund (= Fundus) untersucht. Synonyme Begriffe für Funduskopie sind Ophthalmoskopie und Augenhintergrundspiegelung. Diese Untersuchung wird zur Abklärung des arteriellen Hypertonus eingesetzt, zumindest bei diastolischen Werten, die größer 100 mmHg betragen. Die Funduskopie führt für gewöhnlich der Augenarzt nach "Weittropfen" der Pupillen mit speziellen Geräten (Ophthalmoskop, Spaltlampe usw.) durch. Am Augenhintergrund können die Netzhaut, Arteriolen (feine, noch mit bloßem Auge sichtbare arterielle Blutgefäße), Venolen (kleine Venen, die auch noch mit bloßem Auge sichtbar sind) und die Papille (Netzhautnervenbündelstelle, Sehnerv tritt hier aus dem Auge aus) direkt eingesehen und auf sekundäre Hochdruckveränderungen untersucht werden. Je nach Art der hypertoniebedingten Veränderungen erfolgt die Einteilung in vier Schwerestufen (Einteilung nach Keith und Wagner, 1939). Dabei werden die Stadien I und II als Fundus hypertonicus bezeichnet, bei dem nur reine Gefäßveränderungen auftreten (bsp. verengte oder geschlängelt verlaufende Arteriolen). Die Stadien III und IV - die heutzutage nur noch selten beobachtet werden - haben die Bezeichnung hypertensive Retinopathie. Hier ist die Sehschärfe beeinträchtigt und Ausfälle des Gesichtsfeldes können auftreten. Mögliche Merkmale sind Netzhauteinblutungen, sogenannte Cotton-Wool-Herde (weiße Flecken im Augenhintergrund), Fettablagerungen (sog. harte Exsudate) und Silberdrahtarteriolen (= so dünn wie ein Silberdraht).
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.11.2009