Kalziumantagonisten (auch: Calciumantagonisten oder Kalziumkanal-Blocker)
Die sogenannten Kalziumantagonisten gibt es schon seit den 1970er Jahren. Es werden mehrere Typen unterschieden, die ähnliche Wirkungsweisen, aber auch spezifische Eigenschaften aufweisen.
Kalziumantagonisten werden nicht nur gegen Bluthochdruck eingesetzt, sondern manche Vertreter auch bei verschiedenen Erkrankungen des Herzens (Koronare Herzkrankheit, verschiedene Formen der Angina pectoris, Herzrhythmusstörungen usw.).
Wirkungsweise
Die Kalziumkanal-Blocker wirken in den Muskelzellen der Arterien. Sie blockieren die Zugänge zu den Kalziumkanälen. Das Kalzium gelangt nicht mehr in die Zellen, wo es eine Kontraktion der Muskelzellen auslöst. Die Gefäßmuskeln ziehen sich nicht zusammen und die Blutgefäße bleiben erweitert. Der Blutdruck fällt dadurch.
Einige der Kalziumantagonisten wirken auch direkt am Herzen durch eine Verlangsamung des Herzschlags.. Auch dies senkt den Blutdruck. Das Herz wird in der Folge besser mit Sauerstoff versorgt. Dies kann sich positiv auf vorgeschädigte Herzkranzgefäße auswirken.
Der Name der Medikamente mag die Assoziation hervorrufen, dass die Kalziumkanal-Blocker auch das Kalzium beeinflussen könnte, das dem Aufbau unseres Knochenskeletts dient. Dies ist jedoch nicht der Fall.
Wirkstoffe und Typen der Kalziumantagonisten
Es werden verschiedene Medikamentengruppen unterschieden:
- Verapamil-Typ: Chemisch gesehen handelt es sich dabei um die Wirkstoffgruppe der Phenylalkylamine. Die Wirkstoffe sind beispielsweise Verapamil oder Gallopamil, die ihre Wirkung sowohl an den Gefäßwänden als auch am Herzen entfalten. Neben der Bluthochdrucktherapie finden sie auch Verwendung bei verschiedenen Herzerkrankungen. Präparate, welche die Wirkstoffe enthalten, sind beispielsweise Cardioprotect®, Ispotin® oder Gallobeta®.
- Diltiazem-Typ: Der Wirkstoff Diltiazem zählt zur Wirkstoffgruppe der Benzothiazepine. Sie wirken am Herzen und auf die Gefäßwände. Der Herzschlag verlangsamt sich nicht so stark wie bei der Wirkstoffgruppe der Phenylalkylamine. Weiteres Einsatzgebiet der Benzothiazepine sind auch verschiedene Herzerkrankungen. Präparate, die den Wirkstoff enthalten, sind z.B. Dilsal®, Diltiuc®.
- Nifedipin-Typ: Bezeichnet wird damit die Wirkstoffgruppe der Dihydropyridine (DHP). Vertreter sind Nifedipin (Adalat®, Aprical®), Nitrendipin (Bayotensin®), Amlodipin (Norvasc®, Amlobeta®) und Felodipin (Felocor®, Modip®). Wirkstoffe vom Nifedipin-Typ wirken nur an den Gefäßwänden. Die Dihydropyridine werden vornehmlich als Blutdrucksenker eingesetzt. Bei ihnen kann eine Erhöhung des Herzschlages (Tachykardie) auftreten, da die körpereigene Blutdruckregulation reflexartig auf die Abnahme des Blutdrucks reagiert.
Geeignete Patientengruppen
Die Präparate machen für gewöhnlich nicht müde und werden daher Patienten verschrieben, die eine aktive Lebensweise bevorzugen. Insbesondere geeignet sind sie für ältere Patienten. Auch Diabetiker profitieren von dieser Wirkstoffgruppe, da sie sich stoffwechselneutral (erhöhen oder erniedrigen nicht den Blutzuckerspiegel) verhält. Außerdem wird ihre Wirkung nicht durch bestimmte entzündungshemmende Mittel beeinträchtigt, wie dies bei anderen blutdrucksenkenden Medikamenten der Fall ist. In bestimmten Fällen kann sich auch eine Verdickung des Herzmuskels zurückbilden oder es kann einer Herzinsuffizienz vorgebeugt werden.
Nebenwirkungen
Alle Kalziumantagonisten können aufgrund ihrer gefäßerweiternden Wirkung zu Kopfschmerzen und Schwindel führen. Außerdem ist ein Wärmegefühl mit Gesichtsrötung oder Bruströtung möglich.
Bei Medikamenten des Verapamil-Typs ist Verstopfung (Obstipation) eine mögliche Nebenwirkung. Sie sind - neben Präparaten des Diltiazem-Typs - zudem in der Lage, Herzrhythmusstörungen (AV-Block) hervorzurufen.
Bei Präparaten des Diltiazem-Typs kann eine Beschleunigung des Pulses bzw. des Herzschlages auftreten. Zudem sind Ödeme (Wassereinlagerungen) im Bereich der Unterschenkel und Knöchel möglich. Weitere Nebenwirkungen stellen Zahnfleischschwellungen und Zahnfleischbluten dar.
Gegenanzeigen
Nicht eingenommen werden sollten die Kalziumantagonisten nach einem "frischen" Herzinfarkt und bestimmten anderen Herzerkrankungen sowie bei Erkrankungen der Leber. Auch in der Schwangerschaft und Stillzeit sind sie kontraindiziert.
Was muss bei der Einnahme von Kalziumantagonisten beachtet werden?
- Meiden Sie Grapefruits und Grapefruitsaft! Eine in der Frucht enthaltene Wirksubstanz hemmt in der Leber den Abbau von bestimmten Kalziumantagonisten. Die Mittel wirken somit stärker. Mögliche Folgen sind extremer Blutdruckabfall, Herzklopfen und Kopfschmerzen.
- Problematisch kann sich auch die Einnahme von Kalziumantagonisten mit fettreichen Speisen gestalten. Die Wirkung wird - bisweilen auch gefährlich - beschleunigt. Klären Sie daher mit Ihrem behandelnden Mediziner ab, wann genau Sie die Medikamente nehmen sollen.
- Vermeiden Sie auch Überhitzung und Dehydrierung. Kritisch können Saunabesuche, anstrengende Sportarten bei Hitze und Alkohol sein. Trinken Sie viel.
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.11.2009